Die Deutschen Meister

Das Schicksal eines Fußballpioniers
Lange bevor unser KSC durch die Fusion des VfB Mühlburg und Phönix Karlsruhe entstand und noch länger vor der Bundesliga-Gründung wurde der größte Erfolg der Clubgeschichte errungen.
Im Jahre 1909 qualifizierte sich der FC Phönix als Meister des Verbandes Süddeutscher Fußballvereine für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Dort machten die Karlsruher durch eindrucksvolle 5:0- und 9:1-Siege den Finaleinzug klar, der Gegner hieß Viktoria Berlin. Die Kicker aus der Hauptstadt waren der amtierende Meister und standen zum dritten Mal in Folge im Endspiel. Zu allem Übel mussten die Karlsruher Fußballer auf den Leistungsträger Fritz Reiser verzichten. Der Grund hierfür klingt aus heutiger Sicht äußert kurios: Reiser, der zusammen mit seinem Bruder Otto in allen Spielen bis zum Finale auflief, bekam von seinem fußballverachtenden Chef keinen Urlaub für die Reise nach Breslau.
Die Favoritenrolle war somit klar auf Seiten der Spreeathener, davon ließ sich die Truppe um Spielertrainer Arthur Beier aber nicht verunsichern. Zwar ging die Viktoria nach 16 Minuten durch ihren Torjäger Willi Worpitzky in Führung, im Anschluss schlug aber die Stunde der Fächerstädter.
Noch vor der Halbzeit drehte Phönix durch die Treffer von Wilhelm „Nolle“ Noë und des alles überragenden Arthur Beier die Partie. Im zweiten Durchgang erhöhten Leibold und erneut Noë auf 4:1, sodass der Berliner Anschlusstreffer nur noch Ergebniskosmetik war. Die Riesenleistung war somit vollbracht und das traumhafte Ende einer erfolgreichen Saison perfekt! Kapitän Arthur Beier reckte die Trophäe, damals noch der Viktoria-Pokal und noch nicht die Meisterschale in die Höhe – Im direkten Anschluss wurden die daheimgebliebenen Teamkollegen und Fans per Telegramm über die Meisterschaft informiert. Zurück in der Fächerstadt wurden die Helden von einer großen Menge am Hauptbahnhof empfangen. Anschließend fuhr die Mannschaft auf Kutschen durch die Stadt.
Vater des größten Erfolges der KSC-Geschichte war zweifelsohne Arthur Beier. In Karlsruhe geboren und aufgewachsen, kehrte der fußballerische Alleskönner nach Stationen in Stuttgart, Calais und Kiel in seine Heimatstadt zurück. Dort prägte er über Jahre hinweg als Spieler und Trainer den deutschen Fußball – die Meisterschaft 1909 war die Krönung seines Schaffens. Sein Mannschaftskamerad Karl Wegele fasste Beiers wichtige Rolle in seiner Doppelfunktion wie folgt zusammen: „Im Spiel ein großartiger Feldherr und vorzüglicher Soldat, als Mensch von vorbildlichem Charakter, war er zur Führung berufen.“
Abseits des Fußballfeldes musste Beier als Soldat in den 1. Weltkrieg. Arthur Beier fiel ein Jahr vor Kriegsende im französischen Malancourt. Der Fußballpionier konnte daher nicht mehr miterleben, wie seine Arbeit Früchte trug und den Ballsport als Nummer eins im Land etablierte. Sein Name ist heute nicht nur in den Geschichtsbüchern, sondern auch auf dem Wildparkgelände präsent, denn das KSC-Jugendstadion ist nach der Phönix-Legende benannt.
